Elefanten Reiten in Thailand – Muss das sein?

Für viele Besucher  steht Elefanten Reiten in Thailand, oder das Selfie mit einem Elefanten, am besten einem Baby, ganz oben auf der To-Do-Liste. Mythen wie: „die Elefanten verdienen sich hier ihr Gnadenbrot“ oder „Wo ich war, da werden die Elefanten richtig gut behandelt“, halten sich hartnäckig in den Köpfen der Besucher.

Touristen reiten auf Elefanten
Macht vielleicht Spaß, ist aber Tierquälerei!

Das Geschäft mit den Tieren

Wandern und Baden mit Elefanten, der vermeintlich so moralische Besuch eines Elefanten-Parks, oder Elefanten Reiten in Thailand, alle haben eines gemeinsam – hier fließt so richtig viel Geld.

World Animal Protection hat 2014 eine Studie erstellt. Ziel war es die Motive von Menschen, die wilde Tiere in Touristen-Attraktionen besuchen, besser zu verstehen.

Dr. Jan Schmidt-Burbach, Wildlife Technical Expert von WAP Thailand, präsentiert das erschreckende Ergebnis: 50% aller Befragten geben an, dass „sie bereit sind, für die Erfahrung mit wilden Tieren zu bezahlen – da sie Tiere lieben.“

„Touristen denken, dass ein Elefantenritt nicht schmerzt“, so Dr. Jan Schmidt-Burbach in einem Interview mit The Dodo. „Aber die Wahrheit ist, dass das Brechen des Willens der Tiere in jeder Beziehung grausam ist.“

Ein wilder Elefant wird es einem Menschen niemals gestatten ihn zu streicheln, baden, oder gar auf seinen Rücken zu steigen. Um einen Elefanten dazu zu bringen Menschen stundenlang durch den Dschungel zu tragen, und das 7 Tage die Woche, muss sein Wille gebrochen werden.

Dieser uralte Brauch ist in Thailand unter dem Namen Phajaan, das Brechen, bekannt.

Oft sind es Wilderer, die dem Muttertier ihr Junges weg nehmen. Oft bedeutet das, dass andere Elefanten der Herde erschossen werden. Elefanten sind sehr soziale Tiere, die Herde wird das Junge im Normalfall verteidigen.

Die Rolle des Mahout

Mahouts, die Elefantenwärter, fesseln oder sperren das Elefantenbaby dann für Wochen ein. Hunger und Schläge mit dem metallenen Bullenhaken und Bambusstöcken sind sein „Training“. Bis er es gelernt hat die Menschen zu fürchten und ihnen zu gehorchen wird er leiden.

Der Mahout, mit seinem Bullenhaken wird ihn den Rest seines Lebens begleiten und dafür sorgen, dass er diese Lektion niemals verlernt.

Es gibt viele Videos, die diese grausame Prozedur dokumentieren.

Die Mahouts sind nicht nur Täter, sondern auch Opfer.

Wird ein Tourist von Elefanten verletzt, berichtet die internationalen Presse ausführlich darüber – dass jedes Jahr Dutzende Mahouts von ihren Tieren tot getrampelt oder aufgespießt wird  dagegen nie erwähnt.

Der Umgang mit Elefanten ist bei Thais nicht sehr beliebt, da es ein anstrengender und gefährlicher Beruf ist. Meist gehören die Mahouts ethnischen Minderheiten an, die vor dem Bürgerkrieg in Myanmar nach Thailand geflohen sind. Sie haben keine Thai-Staatsbürgerschaft und leben teilweise in Armut. Ein Mahout aus dem Stamm der Karen meinte zu mir: “Ich will damit aufhören, es ist gefährlich und ich bin es leid, aber all meine Freunde sind hier, und ich brauche das Geld“. Der Lohn für einen Mahout liegt oft nur im Bereich von 3000-5000 Baht.




Der asiatische Elefant ist in Thailand vom Aussterben bedroht.

Im Jahr 1900 haben mehr als 300000 freilebenden und 100000 in Gefangenschaft gehaltenen Elefanten in Thailand gelebt. Heute sind es weniger als 2000 Elefanten, die in Freiheit und etwa doppelt so viele, also 4000, die in Gefangenschaft leben. Nicht nur das verschwinden des natürlichen Lebensraums spielt hier eine Rolle.

Es gilt als gesichert, dass der Bedarf an Elefanten für die Thailändische Tourismusindustrie nicht durch in Gefangenschaft geborene Tiere gedeckt werden kann.

Bei einem Marktwert von mehr als 30000 Euro für ein Jungtier ist es nicht verwunderlich, dass viele der Tiere von Wilderern aus Myanmar importiert werden. Elefanten sind in Asien nur noch in den Nationalparks sicher, wo sie von bewaffneten Rangern bewacht werden.

Thailand scheint wenig Interesse daran zu haben, ein funktionierendes System aufzubauen, das es ermöglicht, die Herkunft eines Elefanten eindeutig zu bestimmen. Es werden zwar Identifkations-Chips in Elefanten implantiert, aber viele der Elefanten haben mehrere Chips. Oft von mehreren Institutionen. Selbiges gilt für Geburtsurkunden und Kaufverträge. Der Handel mit Elefanten ist ein komplett undurchsichtiges und für Korruption extrem anfälliges Geschäft.




Und in dieser Grauzone sind auch die Elefanten-Altersheime, Wandern und Baden mit Elefanten und dergleichen angesiedelt. Es gibt auch Ausnahmen, aber diese sind rar.

Um, als Unternehmen geführte Institution, würde ich einen großen Bogen machen. Besser nach Vereinen und Nichtregierungsorganisationen suchen, die eigene Anlagen betreiben. Wer nichts zu Verbergen hat, legt seine Bilanzen offen und wird mit internationalen Organisationen kooperieren.

Solange Touristen Geld dafür zahlen, mit Elefanten zu interagieren, wird das Geschäft auch weiter bestehen und wachsen.

Auch in Thailand wird das Geschäft mittlerweile kritischer betrachtet. Die Bangkok Post hat Ende 2019 erstmals einen kritischen Artikel zu dieser Thematik veröffentlicht.

Ich schließe mich den Worten von Dr. Jan Schmidt-Burbach zu 100% an:

„Es ist ganz einfach: Wer wilde Tiere liebt, soll sie in ihrer natürlichen Lebensraum beobachten gehen.“

Der beste Ort, um genau das zu tun ist der Kui Buri Nationalpark in Prachuap Khiri Khan. Eine Beschreibung finden Sie in diesem Artikel: RED BULL GANZ KLEIN – ELEFANTEN SAFARI IM KUIBURI NATIONALPARK

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